Hippocampus reidi - Aquarienhaltung und Aufzucht

H. reidi (Gepunktetes oder Langschnäuziges Seepferdchen) gehört mittlerweile zu den am meisten in unseren Aquarien gepflegten Seepferdchen, da sie sehr ausdauernd in der Pflege sind und  ihren "Pferdestallbesitzer" bei guten Bedingungen im Aquarium sehr häufig mit Nachwuchs belohnen...

Mit ihren bis zu 18 cm Körperlänge haben sie eine sehr stattliche, wunderschöne Erscheinung.

Ihre Färbung variiert wie bei kaum einem anderen Seepferdchen beträchtlich von braun, weiß, orange, gelb..

Sehr charakteristisch ist das langgezogene Maul und die vielen dunklen Punkte auf dem Körper.

Auch mein Reidi-Pärchen brachte im Januar seine ersten Jungen zur Welt.

Die Tragezeit beträgt ca. 13-16 Tage und die Fohlen werden voll entwickelt entlassen.

Die Anzahl der Nachwuchsfohlen kann von 50- 300 oder sogar bis zu 1000  schwanken.

Hierbei spielt auch das Alter der Tiere eine Rolle.

Im Gegensatz zu manch anderen Nachwuchspferdchen sind die Fohlen mit ca. 4-5mm relativ klein

Rechts im Bild befinden sich die Fohlen noch im Elternbecken.

Ich entnehme sie mit einem Becher und bringe sie in die Nachwuchsbecken, die ich mir im Keller eingerichtet habe.

Diese Becken werden vorher mit Copepoden und Brachionus angeimpft. Je höher die Futterdichte im Becken ist, umso besser.

Die Aufzucht mit Artemia-Nauplien wird meines Erachtens nicht gelingen, da die Nauplien zwar von den Fohlen aufgenommen werden, aber kaum verdaut werden können. Meistens verenden die Kleinen dann an Darmproblemen oder verhungern.

Ich füttere Nauplien frühestens nach der ersten Woche.

Hier sind die Kleinen ca. 3 Wochen alt und werden mehrmals am Tag mit angereicherten Artemia-Nauplien gefüttert.

Die Nauplien habe ich mit Selco angereichert und im Kühlschrank ca. 24 Stunden aufbewahrt. Vor dem Verfüttern spüle ich die Nauplien gut ab.

Sehr wichtig ist auch eine gute Becken-Hygiene, das heißt, den Kot und die Reste des Futters täglich abzusaugen.

Einen sehr guten Hinweis in Bezug auf die Beckenpflege habe ich von Jens Thölke, einem erfolgreichen Seepferdchen-Züchter aus Sehnde bei Hannover bekommen.

Da etliche (fast alle) meiner Tiere aus seiner Zuchtanlage stammen, haben wir ab und zu telefonischen Kontakt und man kann ihn auch mit Fragen "löchern"

Er gab mir den Tipp, eine Art Glasgarnelen bei den Fohlen einzusetzen, da diese Garnelen regelrecht verrückt auf Seepferdchenkot sind. Dadurch wird das Becken relativ sauber gehalten und man hat die Wasserwerte besser im Griff.

Mittlerweile ziehe ich auch diese Garnelen nach. Sie sind zur Beckenpflege und als Futtergarnelen geeignet, da diese auch von den größeren Pferden sehr gern gefressen werden.

Mit ungefähr 3 Monaten kann man beginnen, die Pferdchen an Frostfutter zu gewöhnen. Die Nauplien sind nun nicht mehr ausreichend für die Ernährung der kleinen Pferde und man merkt auch, dass sie nur noch ziemlich "lustlos" genommen werden.

Ich habe mit kleinen Baby-Mysis begonnen und mit gefrorenem Cyclop-eeze.

Am besten versucht man es morgens mit dem neuen Futter, da sind die Pferdchen am hungrigsten. Wichtig ist, das Futter anfangs etwas zu bewegen, um den Pferdchen lebendes Futter vorzutäuschen.

Wenn die Fohlen anfangen, dass neue Futter zu akzeptieren, beginnt man Schritt für Schritt die Nauplien zu minimieren.

Nach ca. 6 Monaten kann man schon teilweise Geschlechtsunterschiede bei den Fohlen feststellen, dass heißt, bei den Männchen beginnt die Ausbildung der Bruttasche...

Dann dauert es nicht mehr lange, und die Pferdchen sind geschlechtsreif.

Anfangs waren meine Jungtiere alle schwarz, aber nach dem Umsetzen ins Elternbecken begann bald die Umfärbung der Tiere.

Das ist ein Männchen, welches als erstes Jungtier in das Elternbecken umzog. Ich wollte feststellen, ob eventuell die Strömung im großen Becken zu stark sein könnte.

Das Pferdchen fühlte sich aber von Anfang an sehr wohl und bestaunte all die Tiere, die es vom Aufzuchtbecken überhaupt nicht kannte: Einsiedlerkrebse, einen Feilenfisch, die Strombusschnecken und meine Mandarin- Fische.

Leider musste ich bei meinen Nachzuchten ein Ungleichgewicht von Männchen zu Weibchen feststellen, das mir auch von anderen Hobbyzüchtern bekannt ist. Seltsam ist daran, dass bei mancher Nachzucht die Weibchen total überwiegen, bei anderen (auch bei mir) die Männchen.

Welche genauen Lebensumstände für die Geschlechtsbildung verantwortlich sind, oder ob sie genetisch bedingt ist, kann bis jetzt noch nicht ganz genau beantwortet werden. Gerade aber diese ungeklärten Lebensumstände machen diese Tiere für mich so interessant.

Zum Abschluss möchte ich sagen, dass mein Bericht sicher kein Patentrezept zur Aufzucht von H.reidi sein kann. Ich glaube, dass jeder seine eigenen Erfahrungen sammeln muss und sich auch nicht durch Rückschläge entmutigen lassen sollte. Die Aufzucht ist sicher nicht einfach und kostet ziemlich viel Zeit und Mühe, aber wenn ich mir meine Pferdchen anschaue, kann ich nur sagen, dass sich jede Minute (eher Stunde) gelohnt hat.

Ich kann nur jedem Seepferdchenhalter empfehlen, es einmal mit der Aufzucht dieser wundervollen Tiere zu versuchen. Nur so kann es gelingen, weiteren ungeklärten Geheimnissen dieser Tiere auf die Spur zu kommen und außerdem stellt die Zucht dieser Tiere einen großen Beitrag im Tierschutz dar. Jedes Tier, welches hier gezüchtet wird, braucht nicht der Natur entnommen werden.